Mindset India - Interkulturelles Training, interkulturelles Coaching und interkulturelle Beratung für Indien
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Der indische Mindset: Eine Einführung


Ein Ziel unserer interkulturellen Trainings und Coachings für Indien ist, unseren Teilnehmern den Mindset der Inder näher zu bringen - je nach Art der Veranstaltung in Bezug auf die Geschäftswelt und/oder das private Leben in Indien. Nicht selten werden wir dabei von den Teilnehmern gefragt, ob man denn überhaupt von einem einheitlichen Mindset, d.h. über eine »typisch indische« Mentalität, reden könne. Indien ist immerhin ein riesiges Land und Heimat der verschiedensten Volksgruppen und Religionen. Die offensichtliche Vielfalt lässt einen vermuten, daß man grob vereinfachen muss, wenn man von einem »indischen Mindset« sprechen will.

Wie Sie an unserem Firmennamen sehen können, gehen wir davon aus, daß es einen indischen Mindset gibt, also typisch indische affektive, kognitive und behaviorale Muster. Natürlich kann eine allgemeine Beschreibung des indischen Mindsets mit Sicherheit nicht allen Indern gerecht werden. Es reicht aber vollkommen aus, wenn die Beschreibung statistisch gesehen der großen Mehrheit der Inder gerecht wird, um eines der Ziele unserer Seminare zu erreichen – nämlich unseren Teilnehmern Verhaltenssicherheit in Indien und im Umgang mit Indern geben.

Die Frage bleibt aber weiterhin offen: wird man Indien und den Indern gerecht, wenn man den Versuch unternimmt, ihren Mindset zu beschreiben? Zum Glück ist die Frage nach dem indischen Mindset keine primär europäische oder indologische, sondern eine ur-indische. Die indische Unabhängigkeitsbewegung musste erst definieren, wer da eigentlich von Großbritannien unabhängig werden will. Auf indischem Boden gab es in der ganzen Geschichte Indiens nur ein einziges Mal unter Kaiser Ashoka ein einheitliches indisches Kaiserreich, das zwar nicht den gesamten indischen Subkontinent umspannte, aber doch einen beträchtlichen Teil davon. Nach dem Zerfall des Kaiserreiches entstanden viele kleine Königreiche und Fürstentümer, die sich im Laufe der Jahrhunderte andauernd gegenseitig bekriegten. Die Uneinigkeit in der indischen Herrscherkaste machte es denn auch den einfallenden Mogulkriegern und später den Engländern leicht, Indien zu erobern.

Erst durch die Abgrenzung zur englischen Kolonialmacht gelang den Vordenkern der indischen Unabhängigkeit eine Definition dessen, was Indien ist und wer ein Inder. Diese Diskussion umfaßte natürlich auch die Frage nach dem indischen Mindset.

Die Diskussion ist auch heute nicht abgeschlossen und beschäftigt indische Denker, Psychologen, Philosophen und Historiker aber auch Politiker gleichermaßen. Der indische Psychologe Ramanujan geht zum Beispiel von typisch indischen Denkmustern aus, die er als Ursache für eine Vielzahl von kulturellen Eigenheiten der Inder sieht¹. Aus politischer Sicht beinhaltet diese Diskussion erhebliche Brisanz, da die fundamentalistischen Hindus ein sehr enges Verständnis vom Indisch-Sein haben und dazu neigen, christliche und muslimische Inder auszugrenzen, obwohl es Anhänger dieser beiden Religionen schon seit vielen Jahrhunderten auf indischen Boden gibt.

Während dieser Artikel nur eine Einführung in das Thema Indischer Mindset ist, werden wir Sie in den folgenden Wochen mit den philosophischen, religiösen, historischen und auch affektiven Einflüssen auf den »typisch» indischen Mindset vertraut machen.

¹ Ramanujan, A. K. (1989). Is there an Indian way of thinking?: An informal essay. Contribution to Indian Sociology, 23 , 41-58.