Mit Bestürzung
haben wir von den Anschlägen in Mumbai gehört. Gerade haben wir den Newsletter rausgeschickt, in dem wir unseren Kunden und Interessenten von unserem neuen Büro in Mumbai berichten, da wird die Stadt in Chaos, Leid und Schrecken gestürzt. Unser Beileid gilt allen, die liebe Menschen bei den Anschlägen verloren haben. Selbst wer nicht »direkt« von den Kugeln und Granatensplittern getroffen wurde, hat an den Folgen des Anschlages zu leiden. Ein Freund und Geschäftspartner, den ich gleich nach dem die Meldung Mittwochnacht durch die Weltpresse ging, angefunkt hatte, erzählte mir von seinen tief verstörten Kindern. Die Explosionen im Hotel Oberoi waren wohl so laut, daß alle davon wach wurden. Wie kann man Kindern Terror erklären? Mord und Totschlag gab es schon immer, selten waren die Motive so abstrakt und unergründlich. An ein normales Leben ist in Mumbai noch lange nicht zu denken. Selbst wenn die letzten Terroristen neutralisiert worden sind – wer kann schon seine Kinder in die Schule schicken oder ins Büro fahren, wenn die Stadt sich praktisch noch im Kriegszustand befindet. Gerade erst hatte die Stadt sich von den Anschlägen von vor zwei Jahren erholt… Es ist auch für den beruflichen Indienfahrer wie mich ein komisches Gefühl: Immer wieder werden die Orte in Indien, wo man sich nicht lange vorher aufgehalten, von Anschlägen heimgesucht. Im September gingen auch schon unter anderen am Connaught Place, dem Dreh- und Angelpunkt von Neu-Delhi, Bomben hoch, wo ich kurze Zeit vorher noch einkaufen war. Ähnlich jetzt in Mumbai, wo sich unter den Todesopfer auch Deutsche befinden. Jeden Besuch in Mumbai habe ich immer als einen großen Gewinn empfunden. Die Stadt ist eine echte Weltmetropole, was man in Deutschland selbst von der Hauptstadt nur bedingt sagen kann. Man wird jedesmal angesteckt von der Goldgräberstimmung der Hafenstadt, die sicherlich zum Teil auch Hype ist. Aber Gott – fürs Geschäft und die eigene Motivation ist sie super. Es ist zum Glück nicht meine Aufgabe, über die Ursachen zu spekulieren oder nach Lösungen zu suchen. Das machen die engagierten Kommentatoren im deutschen Fernsehen im Übermaß. Die Tatsache, das Bombay schon vor einiger beschlossen hat, sich in Mumbai umzutaufen und den Namen der portugiesischen Besatzer abzulegen, scheint sich aber immer noch nicht rumgesprochen zu haben. Vielleicht sollten die öffentlich-rechtlichen Häuser vor solchen Kommentaren einmal bei auf Indien-spezialisierten Dienstleistern/Instituten nachfragen? Mumbai wird auch über diese Tragödie hinwegkommen und wir hoffen nur, daß die Wunden – auch die seelischen – bald verheilen werden und die Menschen dieser wunderbaren Stadt bald wieder ungestört ihr Leben leben und ihren Träumen nachjagen können. Sascha Bosetzky |