Interkulturelles AssessmentDie Expansion auf den indischen Markt stellt viele Unternehmen vor eine spannende Frage: Wer soll's machen? Den passenden Mitarbeiter für eine Entsendung nach Indien zu finden, ist eine schwierige Entscheidung. Selbst wenn man eine Auswahl fachlich kompetenter Mitarbeiter hat, die für diese Aufgabe freigestellt werden können, ist nicht jeder gleichermaßen geeignet, in Indien geschäftlich unterwegs zu sein.Mit Training und Coaching kann man viel erreichen – allerdings nicht alles. Öfters schon hatte ich Seminarteilnehmer, die mit ihrem Verhalten asiatische Entscheidungsträger vergrätzt und Projekte gekippt haben. Damit es in Indien anders wird, hat die Personalabteilung/ der/die Projektleiter/in sie zu einem interkulturellen Training Indien verdonnert. Natürlich ist dies ein guter Ansatz. Ein eintägiges Training reicht aber sicher nicht aus, jemanden hinreichend interkulturell kompetent zu machen, dass er sich ohne Probleme auf Indien einstellen kann. Solch ein Training eignet sich eher für Leute, die schon internationale Erfahrungen gemacht haben, Kultur als normativen Faktor begreifen und gelernt haben, die eigenen Verhaltens- und Kommunikationsweisen zu beobachten und auf neue Situationen einzustellen. Jemanden, der diese Vorrausetzungen nicht mitbringt, muss interkulturelle Kompetenz erst von Grund auf Lernen. Leider zeigen gerade diejenigen, die dies am nötigsten haben, oft die geringsten Anstrengungen in dieser Richtung. Bei manchen Menschen scheint es sogar komplette Zeitverschwendung zu sein, sie für diese Themen sensibilisieren zu wollen. Fachlich mögen jene Koryphäen seien, aber gerade in Asien reicht das fachliche allein nicht aus, um Märkte zu erobern und Projekte an Land zu ziehen. Statt auf einen Wunder zu warten, würde es meiner Meinung mehr Sinn machen, solche Menschen gar nicht erst außerhalb der eigenen Region zu beschäftigen. Ein Interkulturelles Assessment könnte schon im Vorfeld bei der Personalauswahl helfen. Für einen unserer Kunden haben wir ein Tool entwickelt, dass sich leicht in ein bestehendes Assessment Center einbauen lässt. Schon beim ersten Durchlauf konnten die Ergebnisse des Tools die Eindrücke der Interviewer sehr gut unterstützen und untermauern. Das Tool haben wir anhand einer Übung aus unseren Seminaren entwickelt, die ich schon mit ca. 400 Seminarteilnehmern durchgeführt hatte. Anders als die meisten Tests zur interkulturellen Kompetenz muss man keinen Fragekatalog abarbeiten. Man kann bei den Fragen oft zu leicht absehen, in welche Richtung sie gehen und was die "richtige" Antwort ist. Auch bedeutet nicht, dass jemand, der sich gerne auf die indische Kultur einstellen würde, dies auch tatsächlich kann. Unser Tool stellt die Teilnehmer vor ein Szenario, dass sie aufgrund von schriftlichen Informationen über indische Kulturbedingungen lösen müssen. Das Szenario spiegelt die Realität der deutsch-indischen Zusammenarbeit wieder und ist dem "richtigen Leben" erschreckend ähnlich, wie uns unsere Seminarteilnehmer immer wieder bestätigen. Eine vorgegebene Lösung gibt es jedoch nicht, dafür aber einen Kriterienkatalog, der zur Bewertung der Antworten angewandt wird. Durch unsere Trainings- und Forschungsarbeit in Indien und Deutschland haben wir viele Erfahrungen sammeln können, welches Verhalten bei indischen Kollegen und Partner mindestens für Befremden sorgt. Diese Erfahrungen sind in den Kriterienkatalog eingeflossen. Wichtigste Vorrausetzung für eine hohe Punktzahl ist jedoch die Bereitschaft, in dem Szenario Kommunikationsregeln einzuhalten, die eventuell für den Teilnehmer fremd sind. Natürlich werden diese Kommunikationsregeln dem Teilnehmer vor der Aufgabe kommuniziert. Die Logik des Tools ist, dass nur jemand, der in einem fest definierten Szenario bereit ist, angestammte Pfade zu verlassen, um in einer fremden Kultur Ziele zu erreichen, auch geeignet ist, sich die nötige Kompetenz anzueignen, während seiner zukünftigen Tätigkeit diese neuen Pfade tatsächlich zu beschreiten. Das Tool zeigt sehr deutlich, inwieweit ein Teilnehmer diese Bereitschaft mitbringt. Der Enthusiasmus, mit dem die Aufgabe angegangen wird, ist ebenso ein wichtiger Indikator. Ein Unternehmen sollte schließlich nicht nur den für Indien am besten geeigneten Mitarbeiter entsenden, sondern auch den enthusiastischsten. Aufbauend auf den Ergebnissen des Tools lassen sich dann leicht Trainingsmaßnahmen bestimmen, um den Mitarbeiter für Indien fit zu machen. Bereitschaft und Enthusiasmus für diese Aufgabe hat er/sie im Test ja schon bewiesen. Gerne unterstützen wir Sie bei der Personalauswahl für Indien und beraten Sie in dieser Hinsicht. Sascha Bosetzky |